PESTEL-Methode / PESTLE-Technik / PESTEL-Analyse
Artikel Methoden und Techniken
Bezeichnung der Methode bzw. Technik | PESTEL-Methode / PESTLE-Technik / PESTEL-Analyse |
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Kategorie (Zweck) | |
Anwendungsbereiche | Strategieentwicklung, Portfolioentwicklung, Projektmanagement |
Kurzbeschreibung | Die PESTEL-Methode ist ein Radarsystem für Unternehmen und Behörden, mit dem sie sechs Bereiche aus ihrem Umfeld und deren Entwicklung und Veränderung ständig verfolgen. |
Voraussetzungen / Rahmenbedingungen / Grundlagen | Abgrenzung zur Umfeldanalyse vornehmen; Verantwortliche für die Durchführung festlegen, Einflussfaktoren bestimmen |
Grobe Einschätzung des Zeit- und Personalaufwandes | Zeitrahmen / Dauer Aufwand personell und zeitlich |
Vorteile / Stärken der Methode | Oft in der Umfeldanalyse vernachlässigte Einflussfaktoren werden berücksichtigt |
Stolperfallen „Darauf sollten Sie achten“ | Auswahl des Organisationsbereichs bzw. der Beschäftigten, die die PESTEL-Analyse durchführen sollen; Die Methode sollte durch die Behördenleitung offensiv getragen und unterstützt werden. |
Arbeitshilfen | / |
Weiterführende Medien und Quellen |
Einführung und Definition
Die PESTEL-Methode ist ein „Radarsystem“ für Unternehmen und Behörden, mit dem sie sechs Bereiche aus ihrem Umfeld und deren Entwicklung und Veränderung ständig verfolgen.
Die PESTEL-Analyse wertet alle relevanten Informationen aus den Umfeldern aus und zeigt Potenziale, Chancen, Möglichkeiten sowie Bedrohungen, Gefahren und Risiken[1].
Einsatz- und Anwendungsbereiche der PESTEL-Analyse sind z. B. die Strategieentwicklung, Portfolioentwicklung und das Projektmanagement.
Insbesondere für Unternehmen, aber inzwischen auch für Behörden, ist es wichtig zu erkennen und zu wissen, was in ihrem Umfeld passiert. Aus diesem leiten sich immer häufiger notwendige Maßnahmen ab, um weiterhin gesetzeskonform zu handeln. Es kann zudem frühzeitig erkannt werden, welche Aufgaben auf eine Behörde neu zukommen oder aufwachsen könnten.
Deshalb ist es insbesondere für die (Weiter-) Entwicklung und Umsetzung der Behördenstrategie von großer Bedeutung, sich der Einflussfaktoren bewusst zu sein und diese in die Strategieentwicklung einzubeziehen.
Die Herausforderung besteht darin, das Behördenumfeld so umfassend zu erkunden, dass nichts übersehen wird. Mithilfe der PESTEL-Analyse oder PEST-Analyse können Behörden erreichen, dass alle für sie wichtigen Veränderungen, Chancen und Möglichkeiten, ebenso wie Gefahren, Bedrohungen und Risiken, zuverlässig erkannt werden und ausgewertet werden können[2].
Während die SWOT-Analyse zu einem bestimmten Zeitpunkt durchgeführt wird, um Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken zu identifizieren, werden bei der PESTEL-Methode bzw. PEST-Analyse die explizit genannten Einflussfaktoren im Umfeld der Behörden kontinuierlich bewertet.
Das Wort PEST-Methode bzw. PEST-Analyse, kommt aus dem Englischen und steht für die Einflussfaktoren Political, Economic, Social und Technological.
- Political – politische Einflussfaktoren
- Economic – wirtschaftliche Einflussfaktoren
- Social – sozio-kulturelle Einflussfaktoren
- Technological - technologische Einflussfaktoren
Die PEST–Analyse wird teilweise noch erweitert um Environmental (Umwelt) und Legal (Rechtliches Umfeld) zur PESTEL-Analyse:
- Environmental – ökologisch / geografische Einflussfaktoren
- Legal – rechtliche Einflussfaktoren
Einsatz- und Anwendungsbereiche der PESTEL-Analyse
Mit Hilfe der PESTEL-Analyse besteht die Möglichkeit, eine (erweiterte) Umfeldanalyse für die eigene Behörde zu entwickeln.
Die PESTEL-Analyse ist meist eine Aufgabe der strategischen Behördenplanung, also der Behördenleitung, einer Stabsabteilung oder des Organisationsreferats der Behörde, die sich mit Strategien befasst.
Im Makroumfeld (Makroebene) befinden sich alle jene Einflussfaktoren, welche die Behörden meist nicht beeinflussen können - wie z. B. politische, wirtschaftliche, soziale, technologische, rechtliche und umweltbezogene Faktoren.
Im näheren Einflussbereich der Behörde befindet sich das sogenannte Mikroumfeld, in welchem sich zum einen die Kunden mit ihren Bedürfnissen, wie Qualität und Erreichbarkeit der Dienstleistungen bewegen. Zum anderen sind hier auch andere Behörden oder Organisationen zu finden, welche vergleichbare Aufgaben wahrnehmen und somit in direkter Konkurrenz zur eigenen Behörde stehen (z. B. zentrale Verwaltungsdienstleister).
Da das Makroumfeld und das Mikroumfeld einen erheblichen Einfluss auf die Strategieentwicklung einer Behörde haben, werden nachfolgend die Einflussfaktoren der PESTEL-Analyse vorgestellt.
Die Leitung der Behörde bzw. Organisation entscheidet mit der Strategie auch individuell darüber, welche Einflussfaktoren für sie relevant sein könnten.
Darüber hinaus ist zu klären, wer die Entscheidung für die Durchführung einer PESTEL-Analyse trifft und, welche Beschäftigte in der Behörde die PESTEL-Analyse durchführen sollen. Ggf. sind insbesondere die Beschäftigten geeignet, die die Strategie für die Behörde erarbeiten und entwickeln.
Die klassische Umfeldanalyse ähnelt der PESTEL-Methode. Allerdings werden dort nur die beiden Themenfelder „soziale Umweltfaktoren“ und „sachliche Umweltfaktoren“ vorgegeben. Mit den „sozialen Umweltfaktoren“ sind Personen und Personengruppen gemeint, die das Projekt beeinflussen können. „Sachliche Umweltfaktoren“ können Themen oder auch Fakten sein, die Einfluss auf das Projekt haben. Diese beiden Themenfelder werden im Weiteren in „interne“ (innerhalb des Projektes) und „externe“ (außerhalb des Projektes) Bereiche aufgeteilt.
Vorteil der PESTEL-Methode: Während die klassische Umfeldanalyse nur auf sehr allgemeine und sehr weit ausdehnbare Begriffe setzt, gibt die PESTEL-Methode vier bzw. sechs konkrete Themenfelder vor, die berücksichtigt werden sollten. So ist bei der PESTEL-Methode die Gefahr geringer, dass man oft vernachlässigte Einflussfaktoren, wie z. B. den Umweltschutz oder die Nachhaltigkeit unberücksichtigt lässt. Die Gliederung in die vier bzw. sechs PESTEL-Kategorien erleichtert den Überblick und bildet die Vorstufe für eine spätere weitergehende Strukturierung von relevanten Informationen.
Einflussfaktoren und Kriterien
Zu den jeweiligen Einflussfaktoren wurden nachfolgend genannte Kriterien definiert:
Politische Einflussfaktoren
Politische Faktoren spielen eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für die Ausrichtung oder den Aufbau einer Behörde.
- Gesetzgebung
- Außenpolitik
- Handelspolitik
- Steuerregelung
- Subventionen
- Stabilität des politischen Systems
Anwendungsbeispiel:
Aufgrund angepasster politischer Ziele der Regierung, hat sich im Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) 2018 die Abteilung Heimat gegründet.
In Bezug auf die Behörde:
- Wie könnte die neue Regierung die Aufgaben der Behörde beeinflussen?
- Könnte es neue rechtliche Vorgaben bzw. ein neues Regierungsprogramm geben?
- Welche Verwaltungsbereiche werden zukünftig von der Politik gefördert und gefordert, welche werden eher zurückgestellt?
- Was investiert die Regierung in die Digitalisierung?
In Bezug auf das Projektmanagement:
- Wie kann die neue Behördenstrategie das Projekt beeinflussen?
- Welche bisherigen Projektförderer könnten bei neuer Behördenleitung wegfallen?
Wirtschaftliche Einflussfaktoren
Auch wirtschaftliche Faktoren haben Einfluss auf die Strategie einer Behörde. So könnten die folgenden Faktoren Relevanz für den Ressourcenverbrauch (Finanz-, Sach- und Personalressourcen) entfalten:
- Wirtschaftswachstum
- Bevölkerungszahl
- Bildungsniveau
- Zinsniveau
- Inflationsrate
- Handel
- Steuersystem
- Einkommen und Kaufkraft
- Arbeitslosigkeit
- Import- und Exportgeschäfte
Anwendungsbeispiel:
Aktuell fehlt in vielen Behörden qualifiziertes Personal. Gezielte Maßnahmen könnten diesem Mangel frühzeitig entgegenwirken.
In Bezug auf die Behörde:
- Welche Entwicklungen im Bundeshaushalt können auftreten (z. B. vorläufige Haushaltsführung, Haushaltssperre, Änderungen in der BHO etc.)?
- Wie wird sich die Nachfrage nach bestimmten Dienstleistungen der öffentlichen Verwaltung entwickeln (z. B. im Rahmen der Strategieentwicklung in den Behörden oder für die Ausrichtung von Projekten)?
- Wie könnte sich der Fachkräftemangel auf die Personalressourcensituation der Behörde auswirken?
In Bezug auf das Projektmanagement:
- Wie ist das Projekt von Haushaltsmitteln und personellen Ressourcen abhängig?
- Ist es notwendig, externe Dienstleister für die Durchführung der Projekte hinzuziehen?
- Welche Ressourcen werden für die Durchführung von Projekten benötigt?
Soziokulturelle Einflussfaktoren
Sozio-kulturelle Einflussfaktoren beziehen sich auf die Struktur der Gesellschaft und auf Besonderheiten, die eine Gesellschaft aktuell kennzeichnen.
- Alter der Bevölkerung
- soziale Schicht
- Sprachkenntnisse
- Bildungsniveau
- Religion
- Rollenverständnis
- demographische Entwicklung
- Lebensstil
- Religion
- Mobilität
Anwendungsbeispiel:
Die Themen Mobilität und gesunder Lebensstil nehmen aktuell bei vielen Beschäftigten einen hohen Stellenwert ein. Hier gilt es für die Behörde, entsprechende, verbesserte Rahmenbedingungen zu schaffen (z.B. Einführung des Jobrads, Erweiterung des Jobtickets, Angebote im Betrieblichen Gesundheitsmanagement, Möglichkeiten von Homeoffice bzw. Telearbeit, Pausenräume bzw. Kantine in Büronähe etc.)
In Bezug auf die Behörde:
- Wie ändert sich die Altersstruktur der Beschäftigten (Demografie, Gesundheit, …)?
- Wie ändert sich der Kundenkontakt (mehr Betreuung der Kundinnen und Kunden online, telefonisch oder per Mail, weniger in Präsenz vor Ort)?
- Wie ändert sich die Zusammensetzung der Beschäftigten (familiäre Verpflichtungen und Teilzeitbeschäftigung, dementsprechende Steigerung des Anteils mobiler Arbeit und Telearbeit etc.)?
In Bezug auf das Projektmanagement:
- Wie ändern sich die Formen der Zusammenarbeit (mobile Arbeit/Telearbeit, zunehmend virtuelle Treffen etc.)?
- Wie kann sich die Teamstruktur auf das Projekt auswirken (z. B. zu viele Häuptlinge, zu wenige Indianer; zu viele Ideengeber/innen, zu wenige Macher/innen; zu viele Detailverliebte, zu wenige mit dem großen Überblick)?
- Gibt es im Projekt zwischenmenschliche Stolperfallen (z. B. unausgeräumte zwischenmenschliche Störungen, unausgeräumte Missverständnisse, etc.)?
Technologische Einflussfaktoren
Technologische Faktoren sind entscheidend, um die Arbeitsabläufe in der Behörde zu optimieren oder den Bürgerinnen und Bürgern einen einfacheren Zugang zur Verwaltung zu schaffen.
- Informationstechnologie
- Kommunikationstechnologie
- Logistik
- Energieversorgung
- Digitalisierung
- Forschungsmittel
- Staatliche und private Forschungs- und Entwicklungsausgaben (FuE)
Anwendungsbeispiel:
Die Covid19-Pandemie hat gezeigt, dass Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung in der Vergangenheit noch nicht ausreichend umgesetzt wurde.
In Bezug auf die Behörde:
- Welche neuen Technologien könnten sich entwickeln (künstliche Intelligenz, Nutzung von Datenpools etc.)?
- Wie wirken sich neue Technologien aus (Datenschutz, E-Akte, ortsunabhängiges Arbeiten etc.)?
- Haben alle Beschäftigten Zugang zu diesen Technologien?
In Bezug auf das Projektmanagement:
- Welche technologischen Abhängigkeiten gibt es im Projekt?
o ohne Erhebungstool aufwändige Datenerhebung
o ohne technischen Support keine Dienstleistung - Welche Unsicherheiten könnten bei neuen Technologien auftreten?
o keine Zustimmung des/der Datenschutzbeauftragten
o keine Zustimmung der Beschäftigtenvertretungen
o keine Zustimmung des/der IT-Sicherheitsbeauftragten
Ökologisch-geografische Einflussfaktoren
Die ökologisch-geographischen Faktoren wie die Reduzierung von Emissionen oder der Umweltschutz nehmen auch für Behörden einen immer größeren Stellenwert ein.
- Umweltauflagen
- Emissionen
- Klima
- Infrastruktur
- Verfügbarkeit von Rohstoffquellen
- bewusstes Konsumverhalten
- Energiequellen
- Verbrauch
- Recycling
- Entsorgung
Anwendungsbeispiel:
Aufgrund des erhöhten Bewusstseins für den Klimawandel achten Beschäftigte der Behörden zunehmend und bewusster auf Nachhaltigkeit und auf umweltbewusste Arbeitsweisen.
In Bezug auf die Behörde:
- Wie können Anreize zum Klimaschutz geschaffen werden?
- Welche Faktoren sollten berücksichtigt werden, um als Behörde nachhaltig zu handeln?
- Wie wichtig ist den Beschäftigten klimaorientiertes Handeln?
- Sind die Beschäftigten bereit, klimaschonende Maßnahmen umzusetzen?
In Bezug auf das Projektmanagement:
- Wird der Nachhaltigkeitsaspekt im Projekt berücksichtigt?
- Gibt es Möglichkeiten das Projekt ressourcenschonend umzusetzen?
Rechtliche Einflussfaktoren
Rechtliche Faktoren beeinflussen maßgebliche die strategischen Entscheidungen und damit den Handlungsspielraum von Behörden.
- Gesetzgebungen
o Verwaltungsverfahrensgesetz
o Onlinezugangsgesetz
o E-Government-Gesetz
o Registraturrichtlinie
o Bundeshaushaltsordnung - Rechtssystem
- Rechtsbewusstsein
Anwendungsbeispiel:
Das E-Government Gesetz verpflichtet die Behörden, das Thema Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung umzusetzen.
In Bezug auf die Behörde:
- Welche Gesetze geben den rechtlichen Rahmen für das Verwaltungshandeln vor?
- Wie häufig gibt es Änderungen dieser Gesetze?
- Ist das Potenzial der Gesetzgebung vollständig ausgeschöpft?
- Wird es in Zukunft voraussichtlich Änderungen innerhalb der Gesetze geben und wenn ja, welche?
In Bezug auf das Projektmanagement:
- Gibt es Gesetze, Verordnungen oder sonstige rechtliche Rahmenbedingungen, die das Projektziel bzw. die Projektziele vorgeben?
- Welcher rechtliche Rahmen bestimmt die Maßnahmen innerhalb des Projektes?
Quellen- und Literaturverzeichnis
https://managementportal.de/Management/PEST-Analyse.htm |
https://www.2imanagement.ch/de/helpdesk/pestel-marketing |
https://www.scribbr.de/modelle-konzepte/pestel-analyse/ |
Fußnoten:
[1] Vgl. https://www.business-wissen.de/hb/die-pestel-methode-in-der-uebersicht-mit-aufbau-und-anwendung/#:~:text=Die%20PESTEL%2DMethode%20ist%20ein,sowie%20Bedrohungen%2C%20Gefahren%20und%20Risiken.
[2] https://www.business-wissen.de/hb/die-pestel-methode-in-der-uebersicht-mit-aufbau-und-anwendung/#