6.4.4 Morphologie (morphologische Matrix)
Artikel Methoden und Techniken
Der morphologische (Morphologie = Lehre des geordneten Denkens) Kasten oder die morphologische Matrix sind kreativ-analytische Techniken. Das betrachtete Problem wird dabei in möglichst viele Teilaspekte (Einflussparameter) zerlegt und mehrdimensional klassifiziert. Jeder Teilaspekt des Gesamtproblems kann verschiedene Ausprägungen (Gestaltungsmöglichkeiten) besitzen. Daher werden für jeden Teilaspekt alle denkbaren Lösungen gesucht. Diese werden in einer Matrix dargestellt und zur Ableitung einer Gesamtlösung systematisch miteinander kombiniert. Aus der Kombination der Einzellösungen entsteht eine Vielzahl von Lösungsvarianten.
Beispiel: Durchführung einer Personalbedarfsermittlung
6.4.4.1 Einsatzbereiche
Morphologische Techniken sind dazu geeignet über die Problemanalyse alle relevanten Aspekte eines Problems vollständig zu betrachten und verschiedene Lösungsalternativen auch für komplexe Probleme zu erarbeiten.
6.4.4.2 Verfahrensbeschreibung
1. Problemdefinition und -analyse
Das Problem wird definiert, analysiert und in wesentliche Dimensionen beziehungsweise Teilaspekte zerlegt. Dabei ist darauf zu achten, dass die Dimensionen unabhängig voneinander und operationalisierbar sein müssen.
2. Bestimmung der Merkmale
Den Dimensionen wird ein Schlüsselwort/Merkmal zugeordnet, welches anschließend in die erste Spalte einer Matrix übertragen wird. Die aus Komplexitätsgründen maximal zehn ausgewählten Merkmale sollen auf alle möglichen Lösungsvarianten zutreffen und für das Gesamtproblem relevant sein. Dieser Schritt ist der kritischste und kann durch den Einsatz weiterer Kreativitätstechniken wie Mind Mapping unterstützt werden.
3. Bestimmung möglicher Merkmalsausprägungen
Für jedes Merkmal werden nun die möglichen Ausprägungsformen bestimmt und in die Matrixfelder rechts neben dem zugehörigen Merkmal eingetragen. Ergeben sich in diesem Schritt zu viele Merkmalsausprägungen, die sich nicht mehr einfach überblicken lassen, kann durch die Zerlegung in Teilmatrizen die zu hohe Komplexität reduziert werden.
4. Festlegung der möglichen Lösungswege durch Kombination
Jede mögliche Kombination einzelner Merkmalsausprägungen wird in der Matrix durch Pfeile miteinander verbunden. Dabei entstehen verschiedene Lösungswege für das Gesamtproblem, die anschließend geprüft und bewertet (Bewertungsverfahren) werden können.
6.4.4.3 Bewertung
Vorteile:
- Die systematische Zerlegung von Problemen fördert die Fähigkeit Problemstrukturen zu erkennen.
- Durch analytisches Vorgehen können auch komplexe Probleme erfasst und Lösungswege gefunden werden.
- Alle Aspekte des Problems werden in die Lösungssuche einbezogen.
- Eventuelle Schwächen einer vorhandenen Lösungsalternative werden bei der Problemanalyse erkannt.
- Durch die systematische Herangehensweise können auch Lösungsalternativen ermittelt werden, die nicht offensichtlich sind.
Nachteile:
- Der Ideenfluss kann durch das systematisch, logische Vorgehen begrenzt werden.
- Eine möglicherweise hohe Zahl von Kombinationsmöglichkeiten wirkt verwirrend und erhöht den Aufwand für die Bewertung der Alternativen.
6.4.4.4 Hinweise und Tipps aus der Praxis
- Bei komplexen Problemen ist es zweckmäßig, in einer Gruppe mit maximal zehn Personen zu arbeiten, um die Vielseitigkeit der Lösungen zu fördern (Workshop).
- Bei der Suche nach Ausprägungen zu den erarbeiteten Merkmalen kann der Einsatz von unbeteiligten Personen vorteilhaft sein, welche die ursprüngliche Aufgabenstellung noch nicht kennen und entsprechend unvoreingenommen sind.